Von Rosenheim ins lauschige Calau.
Haben Sie etwas mit der ehemaligen Bäckerei Mittmann zu tun?
Sobald sich Kristin Mittmann mit ihrem Familiennamen vorstellt, sieht sie sich oft Gegenfragen konfrontiert. Mittmann? Haben Sie etwas mit der ehemaligen Bäckerei Mittmann zu tun? Die Calauerin kann und will Zusammenhänge nicht leugnen. Wie auch – hat sie doch in der Jugendzeit öfters hinter der Ladentheke gestanden und später „ihren“ Bäckermeister Rainer geheiratet. 18 Jahre hatte sich das Paar mit inzwischen zwei erwachsenen Kindern in Calau etwas rargemacht. „2001 sind wir ins oberbayrische Rosenheim gezogen, haben aber die Tür zur alten Heimatstadt nie zugeschlagen“, erzählt Kristin Mittmann. Der Grund des Wegzuges: die seinerzeit geringen Job-Chancen in der Lausitz und der Mut, einmal auszuscheren und einen beruflichen Neuanfang zu wagen. Wie damals, als sie wohnlich nach Leipzig wechselte, um dort Psychologie und Soziologie (Diplom) zu studieren. In Bayern folgten der Abschluss zur IHK-Groß- und Außenhandelskauffrau sowie ein erfüllender Job in einem Elektro-Großhandel.
„In der Firma hätte ich möglicherweise bis zum Renteneintrittsalter arbeiten können“, räumt die Rückkehrerin ein. Doch was bewog sie und ihren Mann nach Calau heimzukehren? „Rosenheim ist quirlig. Irgendwie kommt die Stadt nie so richtig zur Ruhe“, skizziert sie die 60.000-Einwohner-Stadt. Kein Vergleich zum beschaulichen Städtchen am Fuße der Calauer Schweiz, das jedoch so zentral gelegen ist, um nach überschaubaren Pkw- oder Bahnkilometern in Berlin, Dresden oder Leipzig zu sein. Calau habe alles, was sie für ein unbeschwertes Leben benötigen sowie mit dem Spreewald und dem Lausitzer Seenland zwei Naherholungsgebiete vor der Haustür, schwärmen die Mittmanns. Zudem habe sich die (kerngesunde) Kleinstadt in den zurückliegenden drei Jahrzehnten prächtig entwickelt. „Mit dem verwaisten Lindengarten hat der Ort nur noch eine auffallende Schmuddel-Ecke“, so die Calauerin, die mit dem früheren Kulturhaus noch angenehme Erinnerungen verknüpft.
„Ich hatte dort meine Jugendweihe erhalten, war da zur Disco, im Restaurant und zur Tanzschule.“ Die Mitarbeiterin der ISG Immobilien-Service-Gesellschaft, eine 100-prozentige Tochter der WBC, würdigt, dass die Stadt, Gesellschaften aber auch Privatpersonen so viel Geld für ein schöneres Calau in die Hand genommen haben. Auch im Stadtzentrum, mit seinen Museen, der Dunkelsburg oder der Cottbuser Straße mit seinen Geschäften. Stellvertretend nennt Kristin Mittmann das Modehaus „Indeed“. „Die Boutique muss sich mit Angebot und Service nicht hinter vergleichbaren Geschäften in Bayern verstecken“, sagt sie. Selbst in der Innenstadt wohnend und nach ihrem Lieblingsplatz gefragt, muss die aufgeschlossene Calauerin nicht lange überlegen: Die weithin sichtbare Stadtkirche mit dem benachbarten Heimatmuseum (historische Mädchenschule), der säumenden Schloss- und Kirchstraße und der Landkirche. Auch weil die Objekte als Wahrzeichen wahrgenommen würden und mit ihren Veranstaltungen als Orte der Begegnungen.